Die Tecnica Group „schließt den Kreis“ der Skischuh-Lebenszyklen: 4.200 Skischuhe wurden gesammelt, demontiert und zu neuen Produkten recycelt. Eine Projektreihe kontinuierlicher Innovationen ermöglicht es Skifahrern, einen konkreten Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft zu leisten.
Von der Piste zum Recycling und zurück auf die Piste – mit einem geringeren Energieverbrauch und weniger Emissionen: Das ist das strategische Ziel von „Recycle Your Boots“, kurz „RYB“, dem innovativen Projekt, das im Jahr 2021 von der Tecnica Group ins Leben gerufen wurde. Skischuhe werden unabhängig von Marke und Modell wiederverwertet und recycelt, um daraus erneut Rohstoffe zu gewinnen und diese zur Herstellung neuer Skischuhe und weiterer Bergsport-Produkten zu nutzen.
Seit vergangenem Jahr können Skifahrer, die einen Tecnica-Skischuh kaufen, ihre alten Schuhe bei teilnehmenden Geschäften zum Recycling abgeben, anstatt sie wegzuwerfen oder im Keller alt werden zu lassen. Die Tecnica Group arbeitet mit einem Netz von Projektpartnern zusammen: in erster Linie sind das die Einzelhändler, die sich an der Sensibilisierung der Skifahrer und an der Sammlung alter Skischuhe beteiligen. Das italienische Unternehmen Fecam sorgt für die Abtrennung der Innenschuhe und zerlegt jeden Skischuh in seine einzelnen Kunststoff- und Metallteile, die an die nahe gelegenen Laprima Plastics Werke geschickt werden. Dort werden sie in Rohstoffe der zweiten Generation umgewandelt.
Maurizio Priano, Blizzard-Tecnica International Marketing Manager und RYB Project Manager berichtet: „Vom Herbst 2021 bis heute haben wir in einer aufgrund der Pandemie schwierigen Saison, über 4.200 Paar gebrauchte Skischuhe zurückgenommen. Das ist ein beeindruckendes Ergebnis, das uns zufrieden und optimistisch stimmt. Vor allem wenn man bedenkt, dass diese Menge mit 54 Einzelhändlern, aus 7 Ländern, erreicht wurde. Und das ohne, dass im ersten Step die Verleihgeschäfte involviert waren. Denn diese mussten ihre Rental-Skischuhe für ein weiteres Jahr einsetzen, da auf Grund des Rohstoffmangels die Produktionskapazitäten der Unternehmen reduziert waren. Unser Ziel ist es, bis Ende der ersten drei Projektjahre mindestens 20.000 Paare zu sammeln. In der jetzt kommenden zweiten Saison werden neben Italien, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Schweden auch Großbritannien, Belgien, Holland und die Tschechische Republik mit dabei sein.“
„Eine der größten Herausforderungen war es, eine praktikable Lösung für das Recycling der Skischuhe zu finden“, das berichtet uns Giorgio Grandin, Tecnica Group Innovation Manager. „Es war bemerkenswert schwierig herauszufinden, wie man den Polyurethanschaum und die sehr komplexen Komponenten der Skischuhe sauber voneinander trennen und somit sortenrein wiederverwenden kann. Dank der Zusammenarbeit mit ReMat haben wir schließlich ein Upcycling-Verfahren entwickelt, bei dem zunächst alle Bestandteile und insbesondere das Polyurethan der Skischuhe recycelt und in eine kompakte Rohstoffplatte aus regeneriertem Material umgewandelt wird.“ Diese Platte wird in einer Sandwich-Konstruktion mit zwei zusätzlichen Platten aus neuem Polyurethan kombiniert und dient als Polsterung für die Schutzmatten von Liski– kehrt also in Form eines neuen Produkts auf die Skipisten zurück.
„Recycle Your Boots ist ein Projekt, mit dem wir unser Engagement für Nachhaltigkeit und Forschung nicht nur um ein, sondern um mehrere Elemente erweitern können“, sagt Carlo Fernandez, Operation Manager Liski Sport Equipment. „Wir bringen nicht nur einen Rohstoff in die Berge zurück, dem ein neues, zweites Leben gegeben wird, sondern wir tun es darüber hinaus mit Produkten, die eine optimale Sicherheitsperformance zeigen. Die Ergebnisse der Crashtests beweisen, dass diese 16-cm-Matten, die in den wichtigsten Skigebieten in Italien und auf der ganzen Welt als Aufprallschutz eingesetzt werden, genauso gut funktionieren wie unsere ‚traditionellen‘ 20-cm-Matten: eine Leistungssteigerung zugunsten der Sicherheit, die das in seinem Bereich sowieso schon wertvolle Produkt doppelt qualifiziert.“
„Wir haben erkannt, dass wir in Bezug auf die Nachhaltigkeit nicht nur unsere Herangehensweise, sondern auch unsere Kultur ändern müssen“, fährt Priano fort. „Man denke nur daran, dass Innovation immer als ‚Wettbewerbsvorteil‘ angesehen wurde. Als etwas, das durch Patente geschützt werden muss, statt als etwas, das man gemeinsam nutzen kann. Wenn wir den Kampf gegen die überproportionale Abfallproduktion und den durch schädliche Emissionen verursachten Klimawandel gewinnen wollen, haben wir jedoch keine andere Wahl. Wir müssen unsere Erkenntnisse und Erfahrungen miteinander teilen und unternehmens- sowie branchenübergreifend zusammenzuarbeiten, um eine echte Wirkung im Sinne des Umweltschutzes zu erzielen und Trendwende einzuleiten.“
Aus diesem Grund beteiligt sich Nordica im zweiten Jahr ebenfalls am RYB-Projekt. Zusätzlich stellt die Tecnica Group dank der Zusammenarbeit mit FISI und mit Sportsystem in Montebelluna das RYB-Projekt weiteren Sportfirmen und anderen Unternehmen vor. Dabei werden die Verfahren und technischen Lösungen erläutert und die eigenen Erfahrungen weitergegeben.
„Um die Umweltauswirkungen der Skischuhherstellung zu verstehen, haben wir die Universität Padua und das Team von Dr. Alessandro Manzardo um Hilfe gebeten. Sie haben mittels der LCA-Methode (Life Cycle Assessment) jeden Schritt des Herstellungsprozesses analysiert. Von den Rohstoffen über die Umwandlung in Halbfertig- und schließlich in Fertigprodukte bis hin zum Transport. Anhand dieser Analyse“, erklärt Michele Botteon, General Technical Manager Skates & Ski Boots Tecnica Group – „konnten wir erkennen, wo wir Prioritäten setzen, d. h. was wir verbessern müssen, um unsere Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern und zu minimieren.“ Es stellte sich zum Beispiel heraus, dass einige Kunststoffe in Sachen CO2-Emissionen und Energieverbrauch enorm ins Gewicht fallen. Insbesondere PVC, das in einigen Skischuhkomponenten vorrangig verwendet wird. Daher haben wir uns entschieden, PVC ab der nächsten Saison bei allen Tecnica- und Nordica-Schuhen vollständig zu eliminieren. „Wir haben damit begonnen, unsere Skischuhe nach den Grundsätzen des Ökodesigns zu entwerfen. Angefangen mit der Verwendung von aus Produktionsabfällen hergestellten neuen Kunststoffen (bis zu 30 % der Gesamtmenge) bis hin zur Verwendung von recycelten Rohstoffen in den Komponenten des Innenschuhs. Zusätzlich forschen wir an weniger komplexen Materialien und Komponenten, um deren Recycling zu vereinfachen.“
Eine der Grundideen von RYB war es von Anfang an, gebrauchte Schuhe aller Marken zurückzunehmen und zu recyceln und sich dabei nicht auf Tecnica und Nordica zu beschränken. Grandin erklärt: „Infolgedessen hatten wir es mit wenig homogenen wiedergewonnenen Rohstoffen zu tun, die geringwertiger waren, die in ausschließlich funktionalen, nicht ästhetischen Elementen von Schuhen oder anderen Produkten wie Skiern verwendet werden können. Aus diesem Grund haben wir einen ‚Pass für das Recycling von Materialien‘, aus denen Tecnica- und Nordica-Schuhe hergestellt werden, eingeführt. Ab der Kollektion 23/24 werden alle unsere Skischuhe mit einem QR-Code am Schaft versehen sein, der unserem FECAM-Auswahlzentrum genaue Informationen über die Materialien, wie auch über deren Elastizitätsmodul und den Hersteller vermittelt. Damit kann die Schale vom Innenschuh getrennt und die Kunststoffteile können exakt nach Material sortiert werden. Das wiederum erlaubt die Generierung homogener Rohstoffe, von denen wir die mechanischen Eigenschaften genauestens kennen.“ Diese Materialien können in größerem Umfang zur Herstellung funktionaler Komponenten der Skischuh-Schale verwendet werden, sodass eine weitere Reduzierung des Verbrauchs von neuen Rohstoffen sowie des CO2-Fußabdrucks erreicht wird. Selbstverständlich ohne die Langlebigkeit oder Performance des Skischuhs zu beeinträchtigen.
Arianna Colombari, Tecnica Group Sustainability Director: „Das RYB-Projekt und dessen klar definierten Ziele, sind ein Best-Practice-Beispiel für die Nachhaltigkeitsstrategie der gesamten Unternehmensgruppe. Insbesondere die Umweltauswirkungen stellen zusammen mit dem sozialen Bereich und der Unternehmensführung eine der Säulen dar, auf denen unsere Vision für eine nachhaltigere Zukunft beruht. Wir sind überzeugt, dass es nicht nur einen einzigen Weg gibt, den es zum Thema Nachhaltigkeit zu verfolgen gilt. Deshalb ist es wichtig, dass wir zu Beginn eruieren, welche Auswirkungen unser Handeln hinterlässt. Erst dann können wir klar definieren, in welchen Bereichen es am sinn- und wirkungsvollsten ist, zu intervenieren und gezielte Änderungen vorzunehmen. Unser RYB-Projekt ist ein Mosaikstein eines umfangreicheren und kontinuierlichen Prozesses. Für die Entscheidungen spielen die Ergebnisse enorm vieler Messungen, Trackings und Analysen mit ein. All das kommunizieren wir in unserem ersten Nachhaltigkeitsbericht, der demnächst veröffentlicht wird.“