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Skigebietscheck: Obereggen-Latemar in imposant

100prozentige Schneesicherheit, richtig gute Pistenpräparation und breite Pisten für alle Könnensstufen: Wir waren im Ski Center Obereggen-Latemar unterwegs. Dabei haben wir den skiresort.com-Testsieger nicht nur auf der Piste, sondern auch in und vor der Hütte getestet.

„Weltweit führendes Skigebiet bis 60 km Pisten 2019“ – so stand’s in der Laudatio von skiresort.com – und so stehen wir nun am Platzl in Obereggen, der das Ski Center Obereggen-Latemar erschließt. Wer früh dran ist, parkt direkt vor der Rolltreppe hinauf zum Einstieg in den Oberholz-Lift. Wer später dran ist, kann sich schon ein bisschen aufwärmen beim Hatsch durch den Südtiroler Ort hoch über Bozen, der erst in den 1970er-Jahren mit ersten Hotelansiedlungen entstand und heute eine Vielzahl an richtig guten Hotels aufweist. Wir sind knapp 10 Minuten im Oberholz-Lift unterwegs, der uns sogleich zu einer ersten Attraktion des Skigebiets bringt: Die Oberholz-Hütte wurde vor drei Jahren von der Bergbahngesellschaft gebaut – und zwar nicht nur als Berghütte mit Fokus auf Skifahrerverköstigung, sondern auch als architektonischer Akzent und als Nachhaltigkeits-Statement. Die Hütte wird mit Erdwärme beheizt und strahlt trotz ihrer modernen Bauweise eine große Gemütlichkeit aus. Dafür sorgen vielleicht auch die wunderbaren riesengroßen Panoramafenster, die die Berggruppen der Umgebung anvisieren. Der Großteil des Bauwerks steckt übrigens unter der Erde, aber seht euch das einfach mal selbst an:

Doch eigentlich ist jetzt nicht die Zeit für architektonische Meisterleistung am Berg – der Skitag im Skicenter Latemar wartet! Wir fahren die Piste hinab zur Laner-Alm, wo wir rechts zur Talabfahrt abbiegen könnten, aber uns links zum Absam Maierl-Lift halten. Jener erschließt das Skigebiet auf einer panoramareichen fünfminütigen Fahrt – und er bringt uns dem Trentino immer näher. Nachdem wir die rote Piste genossen haben, gleiten wir hinab zur nagelneuen Reiterjochbahn mit Achtersessel und einer lichtgesteuerten Einstieghilfe, die ihr wirklich mal gesehen haben solltet (die ich aber leider nicht fotografiert habe… ;-(). Die Fahrt hinauf aufs Plateau ist kurz. Hier finden wir den Einstieg den großen Snowpark, der eine der wenigen italienischen Schnee-Halfpipes und eine anspruchsvolle Boardercrossstrecke bietet – und uns dankenswerter Weise einige Snowboarder auf der Piste vom Hals hält ;-). Aber dieses Wissen werde ich auch in Zukunft für mich behalten im Lift, zu schön ist die Story vom Streit um den Berg!

Doch wir haben die kurze direkte Abfahrt hinunter zur Bahn zum „Palo di Santa“ vor uns. Die Vierer-Sesselbahn bringt uns hinauf auf den Zanggen, wo auch der höchste Punkt des Skigebiets auf knapp 2500 m Seehöhe liegt. Während der Fahrt erzählen die Einheimischen von der Namensgebung des Berges, der auf der Grenzlinie zwischen Südtirol und dem Trentino liegt und dort lange Zeit nicht nur die politische Grenze (und einen Kriegsverlauf zur Zeit des Ersten Weltkriegs) markierte, sondern seit jeher eine Sprach- und Kulturgrenze zwischen „deutsch“ und „italienisch“ markiert. Dem ist so, wir sehen das gut in den Hütten, wo am Passo Feudo Pizza am offenen Ofen gebacken wird, während es in der Mayerl-Alm Kaiserschmarren und Palatschinken gibt. Der Berg sei für die Trentiner der „Pala di Santo“, weil sie im Streit um den Berg das bessere Ende hatten – und für die Südtiroler blieb nach der Niederlage im Zank um den Berg nur der Name Zanggen über… Schließlich habe man sich lange genug um den markanten Bergrücken gezankt. Ein Blick in die Geschichtsbücher allerdings verrät, dass das Legende ist. Die Bezeichnung „zanggen“ kommt vom „zerren“ und beschreibt die harte Anstrengung, die es brauchte, das Heu von den steilen Bergwiesen zu holen.

A propos Anstrengung und steile Bergwiesen: Wir sind ja zum Skifahren da. Und wir freuen uns über die anspruchsvollste Piste des Skigebiets, eine von 2 schwarzen Pisten des Skigebiets. Um an den wirklich höchsten Punkt zu gelangen, steigen wir noch um in einen Tellerlift, ehe wir die Steilabfahrt in Angriff nehmen. Tipp: Früh am Morgen ist die Piste noch top, am Nachmittag kann es durchaus ein bisschen eisig und unkommod werden… Wer gute Oberschenkel hat, der biegt am Pistenende rechts ab und fährt direkt hinunter nach Pampeago, einem der drei Einstiegsorte des Skigebiets. 800 Höhenmeter haben wir in den Knochen, wenn wir gegenüber in die Monte Agnello-Bahn einchecken. Nun sind wir in Bella Trentino – und auch das Bergdörfchen Pampeago kann seinen italienischen Charme nicht verbergen. Oben gibt’s wieder einen herrlichen Rundblick und eine ebenso herrliche Abfahrt zur Talstation der Tresca-Bahn. Dort dasselbe Spiel. Wahnsinnsrundblick hinüber in die Berge der Dolomiten, auf Sella und Marmolada und hinunter ins Fassatal. Fehlt uns nur noch der dritte Einstieg ins Skigebiet von Predazzo, den wir nach der Abfahrt rechts mit der Bahn zum Passo Feudo und über die göttliche schwarze Piste „Torre de Pisa“ hinunter zur Bergstation der Seilbahn von Predazzo erreichen. Dort ist am Rifugio Gardone eine Einkehr Pflicht. Wer Party mag, der bleibt gleich an der Schirmbar, wer’s eilig hat, geht schnell ins SB-Restaurant. Und wer wirklich gut speisen will, der sucht sich einen Platz im A-la-Carte-Bereich und lässt sich vom netten Team mit allerlei Leckereien verwöhnen. Tipp: Die Vorspeisenplatte für zwei reicht für drei und schmeckt gigantomanisch.

Nun steht noch der Heimweg an, ca. eine gute halbe Stunde sollte man für den schnellsten Weg von der Gardone-Hütte bis zum letzten Lift zur Laner-Alm einplanen. Gut, dass die Sonne je nach Monat meistens rechtzeitig untergeht und auf der Terrasse zum Aufbruch mahnt! Wir haben noch Luft und fahren noch zweimal auf der Piste mit dem wunderschönen Namen „Cinque Nazione„, ehe wir wieder zurück gondeln… Eine gute halbe Stunde haben wir noch auf dem Skipass, bis Punkt halb fünf die Lifte schließen. Also freuen wir uns über die Ochsenweide-Gondelbahn, die uns schön warm im inzwischen wieder schattigen Skigebiet noch einige Male hinauf zur Laner-Alm bringt, ehe wir’s dann wirklich sein lassen mit einem überaus panaramareichen und wirklich imposanten Skitag!

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Thilo Kreier
Thilo Kreier (43), Journalist und Outdoor-Freund. Ist gerne und viel mit seiner Familie in der Natur unterwegs.

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