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Wie der Schnee in Mayrhofen auf die Pisten kommt

Wir freuen uns im Winter über bestens präparierte Pisten und strahlend weißen Schnee, der in Hülle und Fülle vorhanden ist. Doch wie kommt eigentlich der Schnee auf die Piste und (noch wichtiger) bleibt dort liegen? Wir haben uns mit Richard Schneider von den Mayrhofner Bergbahnen über das Schneemanagement in den Skigebieten Ahorn, Horberg und Penken im Zillertal unterhalten.

Die Mayrhofner Bergbahnen haben 23 Liftanlagen – damit können sie, statistisch gesehen zumindest, gut 45.000 Personen pro Stunde befördern. Von den 61 Pistenkilometern sind 52 Kilometer beschneit: Schneekanonen und Schneilanzen sorgen im Winterhalbjahr für Schneesicherheit. Richard Schneider ist bei den Mayrhofner Bergbahnen verantwortlich für das „Schneemanagement“. Wir haben ihn interviewt:

Nachts sieht man ja ganz schön viele Lichter bei euch am Berg: Wieviele Pistenraupen habt ihr eigentlich im Einsatz? 

Richard Schneider ist einer der Beschneiungsverantwortlichen in Mayrhofen. (c) Mayrhofner BergbahnenRichard Schneider: Es sind tatsächlich 36 Stück, 18 davon sind täglich zur Pistenpräparation unterwegs. Sie sorgen mit einer modernen GPS-Technologie dafür, dass der erzeugte Schnee auch gut gehegt und gepflegt wird. Insgesamt präparieren wir eine Pistenfläche von 171 Hektar. Übrigens: Die Pistenraupen heißen bei uns offiziell „Pistengeräte“… Dazu kommen außerdem noch 633 Zapfstellen für so genannte „Schneeerzeuger“ – wir haben 314 Schneekanonen und 46 Lanzen im Einsatz.

Wie findet ihr eigentlich heraus, wo wieviel Schnee liegt?

Richard Schneider: Zunächst einmal sind es unsere erfahrenen und langjährigen Fahrer. Die wissen gemeinsam mit unseren Schneemachern am besten, wo die neuralgischen Stellen sind. Für mich sind die Jungs echte Helden, die jeden Abend nach Betriebsschluss und bei Schneefall auch ein zweites Mal ab früh um vier Uhr dafür sorgen, dass beim Liftstart alle Pisten im Topzustand sind! Um unser Schneemanagement noch weiter zu verbessern, haben wir alle Pistengeräte mit einer hochmodernen GPS-Anlage ausgerüstet. Wir haben mit mehreren Befliegungen ein digitales Geländemodell erstellen lassen, das nun genau mit einer präzisen GPS-Positionierung dafür sorgt, dass wir jeden Tag wissen, wo genug Schnee liegt – und wo wir gegebenfalls gegensteuern müssen.

Das hört sich nach einer komplexen Sache an…

Richard Schneider: Aber es ist eine Sache, bei der es sich lohnt, ganz genau hinzuschauen. Wir versuchen, exakt soviel Schnee zu produzieren, dass wir hervorragende Bedingungen sicher bieten können, aber gleichzeitig den Verbrauch von Energie und Wasser zu minimieren. Da gehört ganz viel Fingerspitzengefühl dazu, dass nicht zum Saisonende auf den Pisten noch meterweise Schnee liegt, wenn doch die Bauern die Wiesen schon wieder beweiden wollten. Nicht zuletzt machen wir das neben der Schonung aus ganz unromantischen Gründen: Jeder Kubikmeter Kunstschnee kostet bares Geld. Mit unserer grafischen Aufarbeitung der Schneehöhen haben wir eine gute Entscheidungshilfe zur weiteren Schneeproduktion und können Schnee gezielt verschieben, was Fahrzeiten der Pistengeräte und den Dieselverbrauch reduziert.

Was kostet eigentlich Kunstschnee?

Richard Schneider: Wir kalkulieren für die Erzeugung ohne Verteilung mit 3,50 Euro pro Kubikmeter. Da kommt eine ganz schöne Summe zusammen…

Das heißt, die Schneekanonen und -lanzen werden nur dann angeworfen, wenn’s gar nicht anders geht?

Richard Schneider: Nein, erste Priorität hat natürlich die Pistenqualität. In der Regel schaffen wir im November und Dezember mit der maschinellen Beschneiung die Grundlage, von der wir den ganzen Winter lang zehren. Im Idealfall können wir innerhalb von 72 Stunden das Skigebiet komplett betriebsfähig beschneien, in der Regel dauert das allerdings länger, weil wir auf die idealen Wetterfenster warten. Im Februar oder März wird meist nur noch punktuell beschneit, wenn es Problemstellen gibt. Diese Orte werden bei der täglichen Fahrerbesprechung aufgezeigt und wir besprechen gemeinsam, was wir tun können. Übrigens gibt es für die einzelnen Bereiche eigene Leiter, die am Folgetag die Pistenqualität überpüfen und schriftlich dokumentieren. Auf den hohen Standard der Pisten an jedem Tag der Saison legen wir großen Wert!

Thema Umweltschutz…

Richard Schneider: Wir haben in unseren drei Skigebieten drei Speicherteiche und 13 Pumpstationen, die dafür sorgen, dass das Wasser zum Schneeerzeuger kommt. Bei uns in Tirol kommt ausschließlich Wasser in Trinkwasserqualität auf die Pisten. Wir entnehmen dem Wasserkreislauf also vor der Saison das Wasser, das er zur Schneeschmelze wieder zurückerhält – also eigentlich eine eher natürliche Sache! Natürlich brauchen wir Energie, um das Wasser in Schnee zu verwandeln. Hier versuchen wir, über die bei uns im Zillertal zahlreich vorhandene Wasserkraft dafür zu sorgen, dass unser ökologischer Fingerabdruck möglichst sauber bleibt. Übrigens versuchen wir, den Stromverbrauch an unseren Stationen und Hütten durch den Einsatz von Solartechnik möglichst gering zu halten!

Danke für das Interview!

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Thilo Kreier
Thilo Kreier (43), Journalist und Outdoor-Freund. Ist gerne und viel mit seiner Familie in der Natur unterwegs.

One thought on “Wie der Schnee in Mayrhofen auf die Pisten kommt

  1. Ich freue mich schon auf die Pisten und auf den Schnee, dass wir in Mayrhofen erleben werden! Wir werden dort unseren Urlaub verbringen und bin auf der Suche nach Tipps und Informationen darüber. Gut zu wissen, dass es insgesamt 61 Pistenkilometern gibt! Das ist ein sehr interessanter Beitrag, danke! Interessant, wie viel Schneemanagement ein solches Skigebiet verlangt. Danke!

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